
Dachflächen von Mehrfamilienhäusern eignen sich in der Regel sehr gut für die Gewinnung von Sonnenstrom. Diese Möglichkeit wird bisher in Bonn nur wenig genutzt. Das will SWB Energie und Wasser ändern und bringt jetzt das Programm „Photovoltaik für Mehrfamilienhäuser“ an den Start.
Bei einem Pressetermin in Bad Godesberg am Montag, 25. August, stellte SWB Energie und Wasser das neue Angebot in Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Katja Dörner vor. Die Idee: Wohnungsbaugesellschaften, Eigentümergemeinschaften oder Privateigentümer müssen keinen Cent investieren für die PV-Anlage auf dem Gebäude – Mieterinnen und Mieter oder die Wohnungseigentümer selbst profitieren aber trotzdem vom Solarstrom auf dem Dach.
Viele große homogene Dachflächen in Bonn
„In Bonn gibt es neben vielen Einfamilien- und Reihenhäusern eine sehr hohe Anzahl an Mehrfamilienhäusern mit großen, homogenen Dachflächen. Deshalb sehen wir hier ein starkes Potenzial, die regenerative Stromerzeugung weiter auszubauen. Wir haben zwar das Mieterstrom-Modell im Energiewirtschaftsgesetz und im Erneuerbare-Energien-Gesetz verankert, aber die Umsetzung scheiterte bislang nahezu deutschlandweit an bürokratischen Hürden für die Stromerzeuger“, sagt Olaf Hermes, SWB-Konzerngeschäftsführer und Geschäftsführer von SWB Energie und Wasser.
Die Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung (GGV) aus dem Solarpaket 1 des Bundes bietet seit 2024 neue Wege. „Es ist jetzt einfacher für uns, Strom aus Solaranlagen direkt an Bewohnerinnen und Bewohner eines Hauses zu liefern“, erklärt Stefan Haupt, Projektleiter bei SWB Energie und Wasser, einen Vorteil. Den ersten Schritt gehen die Gebäudeeigentümer, indem sie über die Verpachtung des Daches und den Bau der Photovoltaik-Anlage durch die Stadtwerke entscheiden. Die Bewohnerinnen und Bewohner können im zweiten Schritt individuell wählen, ob sie Solarstrom vom Dach des Gebäudes beziehen möchten. Die Umsetzung lohnt sich nur, wenn für mindestens 60 Prozent des Energiebedarfs eines Gebäudes Solarstrom-Lieferverträge abgeschlossen werden.
Feste Preiszusage für den Solarstrom
Ist das Interesse da, folgt ein Dachflächennutzungsvertrag über 20 Jahre mit der Eigentümergemeinschaft oder dem Vermieter. Genauso lange gilt auch die Preiszusage von 25 Cent für die Kilowattstunde Solarstrom an die Kundschaft des jeweiligen Gebäudes. Gemessen wird der Stromverbrauch alle 15 Minuten dank einer passgenauen Technik von BonnNetz. Die Wahl des Reststromanbieters ist frei. Sämtliche Kosten für die Anlage inklusive der Wartung trägt SWB Energie und Wasser.
Mehr soziale Gerechtigkeit
„Das neue Programm der Stadtwerke ist der Schlüssel, mit dem Solarstrom für die große Zahl der Bonner Mieterinnen und Mieter zugänglich werden kann“, sagt Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn. „Ab jetzt können Mietende nicht nur mit Balkonkraftwerken an der Energiewende teilhaben und ihre monatlichen Stromkosten senken, sondern auch dank des preisgünstigeren Solarstroms direkt vom Hausdach. Das erhöht die soziale Gerechtigkeit innerhalb der Energiewende.“
Über 21.000 Gebäude in Bonn sind Mehrfamilienhäuser – mehr als ein Drittel aller Gebäude. Viele private Vermieterinnen und Vermieter, aber auch Wohnungsgenossenschaften und Wohnungseigentümergemeinschaften stehen zwar der Solarstromerzeugung auf ihrem Gebäudedach sehr positiv gegenüber, scheuen aber die damit verbundenen Investitionskosten und den rechtlichen Aufwand des Stromverkaufs an die Bewohnerinnen und Bewohner. Hier setzt das SWB-Angebot an.
Erfolgreiches Pilotprojekt in der Lindenallee
Dass das Modell funktioniert, zeigt sich am Ort des Pressetermins, einem 15-Parteien-Haus an der Lindenallee in Bad Godesberg. Es ist eines von drei Objekten, die SWB Energie und Wasser für einen Pilotversuch ausgewählt hatte. Die Leistung der PV-Anlage auf dem Flachdach liegt bei 30 Kilowatt-Peak. „Alle Mieterinnen und Mieter machen mit. Damit können sie gleichzeitig CO2 sparen, etwas für die Umwelt tun und von günstigem Strom profitieren“, so Projektleiter Haupt.
SWB Energie und Wasser bietet Mieterinnen und Mietern sowie Eigentümergemeinschaften und Wohnungsbaugesellschaften Webinare zum Thema nach Feierabend. Die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme gibt es hier: www.stadtwerke-bonn.de/pv-mehrparteienhaus
Bonner Klimaplan als Basis
Die Beschleunigung des Photovoltaik-Ausbaus ist Teil des Bonner Klimaplans 2035. Dieser war im März 2023 vom Stadtrat beschlossen worden. Als Klimaneutralitätsstrategie definiert der Klimaplan Ziele und Entwicklungspfade für die Zeit bis 2035. Er enthält ein darauf ausgerichtetes Arbeitsprogramm für die Stadtverwaltung. Weitere Infos: www.bonn.de/klimaplan. (se)