Das Heizkraftwerk Nord verfügt jetzt über eine neue Turbine, die von Siemens Energy entwickelt und hergestellt worden ist. Die einzelnen Komponenten sind in Rotterdam verschifft worden, im Bonner Hafen gelöscht und jetzt per Schwertransport zum SWB-Standort an der Karlstraße gefahren worden. Es handelt sich um eine wasserstofffähige Gasturbine.
Tonnenschwere Komponenten über den Rhein geliefert



Bonn will 2035 klimaneutral sein
"Bis 2035 will Bonn klimaneutral sein. Für den Klimaschutz in unserer Stadt müssen wir schon heute handeln. Mit der Dekarbonisierung kommt dem Wärmesektor eine Schlüsselrolle zu. Die neue Turbine steigert die Kapazitäten für die umweltfreundliche Fernwärmeproduktion in Bonn“, betont SWB-Geschäftsführer Marco Westphal.
David Lutz, Aufsichtsratsvorsitzender von SWB Energie und Wasser ergänzt: „Im Aufsichtsrat haben wir die Weichen für dieses millionenschwere Zukunftsprojekt gestellt und wir blicken weiter nach vorn, denn Wasserstoff muss lokal produziert oder importiert werden. Hier setzen wir auf Netzwerke und engagieren uns im Verband HyCologne in der Wasserstoffregion Rheinland. Das ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Energiewende und steigender Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern “
"SWB Energie und Wasser beschafft Technik auf modernstem Niveau und wird für den sukzessiven Einsatz von Wasserstoff von bis zu 15 Prozent ab 2025 und in den Jahren darauf einzelne Komponenten umrüsten, damit bis 2035 mehr und mehr H2 zum Einsatz kommen kann.“, betonen Helge Wilhelm, Bereichsleiter „Erzeugung Strom und Fernwärme“, und technischer HKW-Mitarbeiter und Aufsichtsratsmitglied Rolf Driller von SWB Energie und Wasser.
Neue Komponenten unterstützen die Energiewende

Aufwändiger Transport vom Hafen zum HKW
Stahlplatten ebneten den Weg der 118 Tonnen schweren Gasturbine und des 74 Tonnen schweren Generators. Mit einem Spezialtransporter, dem SEFIRO-Selbstfahrtransportgerät (auch als Tausendfüßler bezeichnet) und einem Schienensystem sind beide Komponenten sicher, mit Präzision und unbeschadet an ihren Platz im neuen Maschinenhaus geschoben worden. Die Elemente, die als Package komplett geliefert worden sind, werden nun zusammengesetzt.

Mit 39,8 Megawatt wird die neue Siemens-Turbine die Leistungsfähigkeit der Gas-und-Dampf-Turbinenanlage am Standort Karlstraße nochmals steigern. Mit der Bestands- Gastturbine SGT 600, die 24 Megawatt aufweist, kann die Gesamtanlage inkl. der Dampfturbine nun eine beachtliche elektrische Leistung von 128,8 Megawatt erbringen. Die Stadtwerke Bonn bauen damit die Kapazitäten der hocheffizienten Strom- und Fernwärmeerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung für Bonn weiter aus.
Turbine für den Einsatz von Erdgas und Wasserstoff
Die Gasturbine kann perspektivisch auch mit einem Gemisch aus Erdgas und grünem Wasserstoff betrieben werden. Die Kombination wird in späteren Jahren sukzessive zugunsten des grünen Wasserstoffs erhöht werden. Dies wird die Energiewende unterstützen, indem CO2-Emissionen durch den Einsatz von grünem Wasserstoff gespart und noch klimafreundlicher Strom und Fernwärme produziert werden.
Neues Maschinenhaus für die Turbine und neuer Kessel
Mit dem Einbau und dem Einsatz der neuen Gasturbine erhöht SWB Energie und Wasser schon jetzt weiter neben der Zuverlässigkeit durch ein neues innovatives Produkt die Effizienz der Gesamtanlage, die nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung arbeitet. Im Vergleich zu konventionellen Gaskraftwerken überzeugt die GUD-Anlage durch einen hohen Nutzungsgrad und kann mit dem Betrieb der neuen Gasturbine erneut Kohlendioxid einsparen: bis zu 101 000 Tonnen pro Jahr zusätzlich.

Die innovative Siemens-Turbine erlaubt den Experten im HKW Nord eine hohe betriebliche Flexibilität und rasche Spitzenlastabdeckung, wenn der Markt dies erfordert.
Der SGT-750-Generator wird wie die neue Turbine seinen Platz im neuen Maschinenhaus finden. Kombiniert wird die neue Gasturbine mit dem bestehenden Abhitzekessel, der für die Fernwärmeversorgung steht. Für die Bestands-Turbine baut SWB Energie und Wasser derzeit einen neuen Abhitzekessel auf dem HKW-Gelände hinter dem Betriebsgebäude an der Straße „Immenburgstraße“. Dafür muss die Straße vom 31. August für ca. eine Woche gesperrt werden.
Standort an der Karlstraße mit Zukunft
Der Standort Karlstraße der Stadtwerke Bonn wird mit der Modernisierung der GUD-Anlage weiterentwickelt. Seit mehr als einem Jahrhundert wird dort elektrische Energie erzeugt. Schon 1905 wurde dort die erste Dampfturbine eingesetzt. Im Juli 2013 konnte das HKW Nord zur GUD-Anlage erweitert werden. Seitdem werden 575 Gigawattstunden Strom im Jahr produziert. Dies wird mit Inbetriebnahme der neuen Turbine nochmals um rund 20 Prozent gesteigert. Schon 2013 konnte SWB mit der neuen GUD-Anlage im Vergleich zu konventionellen Anlagen bis zu 194 000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen. (vj/sz)
